Swantewit

Als Dietrich in den Spätnachmittag hinaustrat, musste er sich zwingen, mit ruhigen Schritten am Deich entlangzugehen. Es war eine Sache, den bösen Bullen zu spielen, damit Larsen mit ein paar Fakten herausrückte - obwohl er zugegebenermaßen nicht allzu viel hatte spielen müssen. Eine ganz andere dagegen, sich zu wünschen, ihn ernsthaft zu verletzen.

Am Seebrückenaufgang wandte er sich nach rechts und erklomm die flachen Stufen, die ihn zur Sandsteinfigur des Slawengottes Swantewit hinaufführten. Ein grausamer Gott, der in alle vier Himmelsrichtungen sehen konnte und Menschenopfer gefordert hatte. Dietrich fixierte eines der vier Augen und fragte sich, ob er fähig gewesen wäre, Larsen mit der Flasche anzugreifen.

 

Die Slawen haben sich ihren Gott vermutlich etwas anders vorgestellt, als die Künstlerin ihn auf der Seebrücke dargestellt hat. Weniger schlicht. Grausamer, gewaltiger. Denn schließlich war Swantewit grausam in seiner Forderung nach einem Menschenleben in jedem Jahr. Seine vier Augen symbolisieren aber auch Wachsamkeit und Allwissenheit. Keine schlechten Eigenschaften, besonders wenn man Verbrechen aufklären will. Wobei nicht überliefert ist, ob Swantewit das damals je tat ...