Matthias stand vor dem kleinen Fachwerkhaus in der Neuen Straße. Als er losgegangen war, hatte der Wind stetig Regentropfen in sein Gesicht geweht. Mittlerweile war es trocken von oben, aber
der kurze Weg aus Katzenkopfstein, der von der Straße bis zur grün-weiß gestrichenen Tür führte und schon unter normalen Umständen eine Herausforderung für ihn darstellte, war noch immer nass und
rutschig. Sein Zögern rührte allerdings nicht daher. Er kannte dieses Haus gut. Er wusste, dass die Traufe des Rohrdaches tief herunterhing, die Gefache rot verputzt, die Fensterläden dunkelgrün
und die Bank rechts von der Tür weiß gestrichen waren. An all dem hatte sich seit Langem nichts geändert.
War es richtig, was er tat?
Matthias ist hier auf der Neuen Straße unterwegs. Wohl in keiner anderen Straße Wustrows reihen sich so viele wunderschöne Rohrdachhäuser aneinander wie Bernsteine an einer Kette. Leider kann Matthias nicht mehr wie früher vor jedem lange stehen bleiben und es betrachten und vielleicht überlegen, wie er es auf die Leinwand bannt. Aber er weiß sicher noch ganz genau, wie sie alle ausgesehen haben, genau wie er sich an Magdas Haus erinnert, das nur einen Steinwurf vom berühmten Fischland-Haus entfernt steht.
Und ich wollte ja noch das Geheimnis lüften, warum das Rohrdach auf dem Fischland so heißt, wie es heißt - und danke André Elgeti für die Erläuterung. Er hat mir erklärt, dass das Schilfrohr in sogenannten "Rohrplanen" wächst, auf dem es "geworben" wird. Das "Rohrwerben" wird im Winter mit Sensen von einem Floß durchgeführt, und die Rohrdachdecker wechseln dabei stets den Rohrplan. Weil das Schilf nicht wie andernorts vom Moor, sondern vom Bodden kommt, ist es also nicht gleichzusetzen mit dem der Reetdächer - und daher etwas ganz Besonderes.